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Von einem Start-up zu einem anerkannten Partner im genossenschaftlichen Finanzverbund

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 06/2025

Eine Ära endet: Josef Bischof hat die VR-Dienstleistungsgenossenschaft von einem Start-up zu einem Unternehmen mit heute 100 Mitarbeitern geformt. Der Vorstandsvorsitzende geht mit 62 Jahren von Bord und hinterlässt einen wirtschaftlich gesunden und zukunftsfähigen genossenschaftlichen Dienstleister.

 © VR-Dienstleistungsgenossenschaft eG
Josef Bischof (Mitte) mit seinen beiden Vorstandskollegen Erwin Brake (v. r.) und Lena Timrott sowie den beiden Bereichsleitern Dragan Rosic (v. l.) und Marius Seppelfricke.

Stillsitzen und abwarten – das ist ihm fremd. Josef Bischof ist stets in Bewegung, gestaltet Prozesse, treibt Veränderungen voran. Neben seiner Familie mit drei erwachsenen Kindern zeugen sein Engagement als Sportschütze im Schützenverein, seine frühere Arbeit als Landesvorsitzender bei der katholischen Arbeitnehmerbewegung und heute als Stadtbeauftragter bei den Maltesern sowie sein früheres politisches Mandat im Stadtrat Dinklage von seinem großen Gestaltungswillen und Arbeitseinsatz. Besonders aber seine langjährige Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender bei der VR-Dienstleistungsgenossenschaft eG in Oldenburg, die er seit ihrer Gründung im Jahr 2002 maßgeblich auf- und ausgebaut hat, zeigt seinen hohen Einsatz. Aus dem genossenschaftlichen Start-up hat er – seit 2013 zusammen mit seinem Vorstandskollegen Erwin Brake – ein Unternehmen geformt, das heute rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, bundesweit tätig ist und einen Jahresumsatz von etwa 11 Millionen erwirtschaftet.

Den letzten Lebensabschnitt bewusst gestalten
Doch mit der Vorstandsarbeit ist Ende Juni Schluss. Der gelernte Bankkaufmann, der alle genossenschaftlichen Qualifikationen inklusive des Managementabschlusses bei der ADG in Montabaur erworben hat, tritt dann in die passive Phase der Altersteilzeit ein. Damit geht eine bedeutende Ära zu Ende. Er geht diesen Schritt bewusst.  „Ich habe immer gesagt, dass ich mit 62 Jahren aufhöre. Bis zum Ende haben mir das viele aber nicht so recht geglaubt“, sagt Josef Bischof lachend. Er hat seinen letzten Lebensabschnitt gut geplant, sagt der gebürtige Visbeker (Landkreis Vechta), der mit sieben Geschwistern groß geworden ist und heute in Dinklage lebt und fügt hinzu: „Man sollte den letzten Lebensabschnitt nicht zu spät beginnen.“

Er freut sich auf die Zeit mit seinen Enkelkindern, auf Reisen und auf seine neueste Leidenschaft: Die Jagd, die er vor anderthalb Jahren für sich entdeckt hat, nachdem er sein Jagdschein gemacht hat. Besonders aber engagiert er sich ehrenamtlich bei den Maltesern in Dinklage als Stadtbeauftragter – eine Aufgabe, die ihm viel bedeutet. Für ihn gilt: Stillsitzen und abwarten – das geht auch im Ruhestand nicht.

Gesundes Wachstum – Qualität vor Quantität
Josef Bischof verlässt ein Unternehmen, dessen Strukturen „absolut zukunftsfähig“ sind. Mit seinem Vorstandskollegen Erwin Brake und der langjährigen Mitarbeiterin Lena Timrott, die im April 2025 in den Vorstand berufen wurde, sowie zwei neuen Bereichsleitern hat man die VR-Dienstleistungsgenossenschaft eG fachlich und menschlich sehr gut aufgestellt. „Ich bin dankbar, dass ich an dieser neuen Struktur in den vergangenen Monaten noch aktiv mitwirken durfte“, so Josef Bischof.

Ziel sei es immer gewesen, ein „gesundes Wachstum“ zu erzeugen. Dabei hat die Qualität der Dienstleistungen immer vor der Quantität gestanden. „Wir hätten vielleicht noch schneller wachsen können. Doch mir war wichtig, die Prozesse strukturiert und nachhaltig aufzusetzen und unser Leistungsportfolio weiterzuentwickeln – mit dem Ziel, Abhängigkeiten von einzelnen Dienstleistungen und Kunden zu vermeiden und eine dauerhafte Überlastung der Organisation zu verhindern“, sagt Josef Bischof. Mit dieser Strategie ist die VR-Dienstleistungsgenossenschaft gut gefahren, hat bundesweit Aufträge und ist als Dienstleister in den Bereichen Interne Revision, Beauftragtenwesen und Back-Office von Genossenschaftsbanken unterschiedlicher Größen gefragt.   

Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen
Josef Bischof weiß dabei das Wort zu nutzen, kann überzeugen und Menschen mitnehmen. Er ist Vertriebler durch und durch, klar inn seiner Haltung, authentisch und vorausschauend. Dabei hat er stets den Menschen im Blick. „Man darf sich nicht zu weit von seinen Mitarbeitern entfernen und sollte immer auf Augenhöhe mit ihnen diskutieren“, sagt Josef Bischof und ergänzt, dass Mitarbeiter immer „das Nadelöhr“ gewesen seien. Dennoch sei es stets gelungen, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und vor allem langfristig an die Genossenschaft zu binden. Die Fluktuation ist bis heute gering.  

In seinen über 20 Jahren bei der VR-Dienstleistungsgenossenschaft begegnete er zahlreichen Herausforderungen. So stießen etwa Bankvorstände zunächst auf Vorbehalte gegenüber der Qualität der Leistungen der Oldenburger und benötigten Zeit, um deren Wert zu schätzen. Mit Weitsicht, einer klaren Strategie und dem nötigen Gespür gelang es ihm, diese Hürden erfolgreich zu überwinden.

Fahrt ohne Rückfahrschein
Und er war stets davon überzeugt, das Richtige zu tun. Ohne diese Überzeugung hätte er im Jahr 2002 nicht seinen Job als Unternehmensberater beim Genossenschaftsverband Weser-Ems aufgegeben. Die seinerzeitigen Verbandsdirektoren Rainer Backenköhler und Georg Litmathe sowie der damalige Prüfungsdienstleiter und heutige Verbandsdirektor Johannes Freundlieb haben die Idee der VR-Dienstleistungsgenossenschaft entwickelt, vorangetrieben und stets unterstützt. Insbesondere bei den kleineren Volks- und Raiffeisenbanken in der Region Weser-Ems bestand ein deutlich erhöhter Bedarf im Bereich der Internen Revision. Bis dahin gab es aber keine derartigen genossenschaftlichen Angebote. So hat Josef Bischof die Aufgabe dann „ohne Rückfahrschein“ übernommen: „Wenn ich mir eine Rückkehr in meinen alten Job hätte zusichern lassen, wäre ich mit der falschen Haltung an die neue Aufgabe herangegangen.“   

So war er zum Erfolg gezwungen. Vor allem die Aufträge einiger Volks- und Raiffeisenbanken aus dem Westfälischen haben den weiteren Weg für die Erfolgsgeschichte der VR-Dienstleistungsgenossenschaft frei gemacht. Dieser Weg wurde stets auch vom aktuellen Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Kikker, Vorstandsmitglied der Vereinigten Volksbank eG in Hude, unterstützt und gefördert. „Die Rückendeckung des Aufsichtsrates ist wichtig“, sagt Josef Bischof: „Die Zusammenarbeit war immer von viel Vertrauen geprägt.“ 

Neue Geschäftsfelder erschlossen
Die komplexer werdende Regulatorik hat weitere Geschäftsfelder eröffnet, die erfolgreich erschlossen werden konnten. Auch die fusionsbedingt sinkende Zahl an Genossenschaftsbanken hat nicht für weniger Aufträge gesorgt – ganz im Gegenteil. „Aufgrund der immer umfassenderen gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Vorgaben sowie der komplexer werdenden Finanzgeschäfte ist der Unterstützungsbedarf bei den Banken gestiegen“, weiß Josef Bischof.

Dass Josef Bischof den Weg ins Bankgeschäft gefunden hat, ist nicht zuletzt seiner Vorliebe für einen ruhigen Start in den Tag zu verdanken. Die Volksweisheit „Morgenstund hat Gold im Mund“ passt nicht zu seinem natürlichen Lebensrhythmus. Als Kind träumte er ursprünglich von einer anderen Laufbahn. Er wollte Bäcker werden. Doch mit der Zeit erkannte er, dass das frühe Aufstehen nicht mit seiner Neigung vereinbar ist, den Tag entspannt zu beginnen. Stillsitzen und abwarten hat also doch Raum im Leben von Josef Bischof – allerdings nur ganz früh morgens, um dann ausgeruht die Herausforderungen des Tages anzugehen. Daran wird sich wohl auch im Ruhestand nichts ändern.